Die Johanniskirchengemeinde war schon lange, eigentlich seit Jahrzehnten, vielen als zu groß erschienen. Wer konnte schon für sich in Anspruch nehmen, wirklich zu wissen, was da alles vor sich ging zwischen Gielsdorf und Röttgen, zwischen Heidgen und dem Kreuzberg? Sogar die Mitglieder des Presbyteriums sahen sich damit überfordert. Folglich hatte jeder Pfarrbezirk seinen „Pfarrbezirksausschuss“, der die wesentlichen Entscheidungen vor Ort fällte. Das war eine pragmatische Lösung des Problems der Gemeindegröße, führte jedoch dazu, dass sich im Grunde lauter kleine „Einzelgemeinden“ bildeten. Diese wurden durch ein Presbyterium zusammengehalten, das alle vor Ort getroffenen Entscheidungen formal bestätigen musste. Häufig war es jedoch schwer, die zur Debatte stehenden Fragen wirklich beurteilen zu können. Diesem Missstand wollten wir abhelfen, und so gelang nach jahrelangen Vorarbeiten der einmütig getroffene Teilungsbeschluss. Er sollte übersichtliche und handlungsfähige Strukturen schaffen, sowohl in der nun verkleinerten Johanniskirchengemeinde als auch in der neuen Kirchengemeinde am Kottenforst. Im Grunde wurde hierdurch ein Schritt vollzogen, der in der Linie der bisherigen Entwicklung der Gemeinde liegt: Bonn, eine ursprünglich katholische Stadt, erlebte erst nach 1945 einen größeren Zuzug durch Protestanten – bedingt durch die Vertriebenen sowie dann auch durch die Entwicklung als Bundeshauptstadt. So erhielt der „Bereich Duisdorf-Witterschlick als 6. Bezirk der Evangelischen Gemeinde Bonn erst 1950 den ersten eigenen Pfarrer und 1952 mit der Johanniskirche in Duisdorf eine eigene Kirche. 1955 teilte sich die Evangelische Gemeinde Bonn. Es entstand u.a. die Evangelische Gemeinde Bonn-West. Die Ansiedlung evangelischer Neubürger schritt weiter voran, so dass man 1962 die Jesus-Christus-Kirche in Witterschlick baute. 1964 teilte sich die Evangelische Gemeinde Bonn-West, woraus u.a. die Evangelische Johanniskirchengemeinde Bonn-Duisdorf hervorging. Obwohl der Zuzug von Protestanten anhielt, wurde die Gemeinde seither nicht noch einmal geteilt. Stattdessen entstanden immer neue Pfarrbezirke, und es wurden Kirchen gebaut. Es entwickelte sich die folgende Struktur, die bis zum Jahr 2000 galt:
1. Bezirk: Duisdorf-Lessenich mit der Johanniskirche
2. + 4. Bezirk: Duisdorf-Lengsdorf mit der Matthäikirche
3. Bezirk: Röttgen-Ückesdorf mit der Thomaskirche
5. Bezirk: Witterschlick-Oedekoven mit der Jesus-Christus-Kirche und dem Gemeindehaus Katharina-von-Bora
6. Bezirk: Medinghoven mit dem Martin-Bucer-Haus
7. Bezirk: Brüser Berg mit der Emmauskirche

Aufgrund der unübersichtlichen Größe der Johanniskirchengemeinde wurden mehrere Teilungsmodelle diskutiert. Schließlich stellte sich dasjenige Modell als konsensfähig heraus, demzufolge die bisherigen Pfarrbezirke 3 (Röttgen-Ückesdorf) und 5 (Witterschlick-Oedekoven) eine zweibezirkige Gemeinde gründen würden – die Evangelische Kirchengemeinde am Kottenforst. Darüber hinaus bestand die Johanniskirchengemeinde in verkleinerter Form weiter. Seither zeigt es sich, dass paradoxerweise gerade die Teilung der großen Johannis-kirchengemeinde den Weg zum Zusammenrücken der Bezirke weist: Kaum je zuvor haben die Pfarrer und gewählten Mitglieder der Leitungsgremien zweier Bezirke bei uns so intensiv und eng zusammengearbeitet wie seit der Gründung der Kottenforstgemeinde. Mittlerweile hat sich auch die Johanniskirchengemeinde wiederum geteilt: Bezirk 1 blieb unter dem Namen „Evangelische Johanniskirchengemeinde Bonn-Duisdorf“ bestehen, während die Bezirke Brüser Berg und Duisdorf-Lengsdorf seit 2015 die „Evangelische Kirchengemeinde Hardtberg“ bilden. Diese weitere Teilung steht symptomatisch dafür, dass übersichtliche Strukturen offensichtlich eher ein florierendes Gemeindeleben befördern.
Für die Kottenforstgemeinde können wir feststellen: „Teilung“ bedeutet für uns gerade nicht ein Abrücken vom anderen. Im Gegenteil: Wo frühere Strukturen ungewollt jeden Bezirk hauptsächlich an sich selber denken ließen, entstanden nun im verkleinerten Rahmen an verschiedenen Stellen Möglichkeiten echter Zusammenarbeit. Oder um es kurz und knapp zu sagen: „Teilen, um zu fusionieren.“ Es wird eine grundsätzliche Aufgabe bleiben, in einer dezentral strukturierten Gemeinde immer wieder neu zu erwägen, was wir gemeinsam tun können und was wir lieber bezirksgebunden tun sollten – Letzteres dann aber immer auch in gegenseitigem Interesse und mit Anteilnahme aneinander!